Der Schleiernebel Cirrusnebel (engl. Veil nebula)
Im Sternbild Schwan ist dieser Supernovaüberrest zu finden! Er ist ein Highligt im Sommer und wird fast jede Nacht mal angefahren. Leider wird er oft zu oberflächlich beobachtet. Jedoch erst mit etwas höherer Vergrößerung bietet sich ein fantastischer Anblick, der im Nordhimmel seines gleichen sucht...
Der Cirrusnebel ist 1500lJ von uns entfernt. Vor 18000 Jahren fand diese Supernova statt. Die Schockfronten dieser mächtigen Katastrophe können wir heute noch visuell beobachten.
NGC 6960, NGC 6974, NGC 6979, NGC 6992, NGC 6995 und IC 1340, Simeis 3-210, Simeis 3-188 sind die einzelnen Objektnummern.
Entdeckt wurde der Nebel von Wiliam Herschel, der 1784 den Komplex zum ersten mal beobachtet hat. Er beobachtete den Nebel mit einem 18,7" Er entdeckte zuerst den hellen östlichen Teil. NGC 6992 nennt man die Region dieser Nebelregion. Wohl 2 Tage später entdeckte er dann den westliche Teil, den sogenannten Sturmvogel, der sich um den hellen Stern 52Cyg von Süden nach Osten zieht. Dieser Nebel bezeichnet man heute NGC 6960.
In der gleichen Nacht wurde wohl dann auch NGC 6979 als deutliche Aufhellung beobachtet. John Herschel, der Sohn von William entdeckte dann 1825, mit dem Teleskop des Vaters, den den südlichen Teil von NGC 6995. Der nördliche Teil ist NGC 6992. Lord Rosse beobachtete dann 1878 mit seinem 78" Leviathanteleskop, nahe dem NGC 6979, ein weiteres Filament, das später dann als NGC 6974 in die Kataloge einzog.
Der Mittelteil, oft auch unter „Pickering's Wedge" oder auch „Pickering's Triangular Wisp" bekannt, ist als erster Cirrus – Teil auf fotografischem Wege am 02.09.1904 entdeckt worden. 4 Stunden lang belichtetete Williamina Fleming die die Bruce - Fotoplatten des 24" Teleskops vom Harvard – Observatoriums.
Bild von Rob Haweley www.almadenobservatory.net/
Aufnahme unbekannt
Zwei Aufnahmen übereinander. Das Foto zeigt ohne Mouseclick die H-Alphaaufnahme. Geh mit der Mouse auf das Bild, dann erscheint die für uns visuellen sichtbare OIII Linie Die OIII Linie kommt mir da allerdings sehr hart und wiederspiegelt nicht ganz das was ich visuell beobachtet habe.
Die erste Photografien machte Ende des letzten Jahrhunderts, um 1855, Isaak Roberts. Er beobachtee damals mit einem 50cm Teleskop.
Mit einer Gesamthelligkeit von 7mag müßte das Objekt eigentlich ja ein helles Objekt im Okular erscheinen.Das tut es leider nicht. Man muß sich schon mit einem Linienfilter, d.h. am besten ein OIII-Filter bestücken. Der separiert das ionisierende Licht und macht es im Okular sichtbar.
Alan Whithman hat in der Septemberausgabe von Sky & Telescope, zuerst mal die unbekannten Filamente und helleren kleineren Nebelstrukturen innerhalb des Komplexes beobachtet und dokumentiert. Er bezeichnete die beobachteten Objekte, mit den Buchstaben des Alphabets.
Steve Gottlieb hat dann im gleichen Jahr den kompletten Komplex nachbeobachtet und hat dies auch anschaulich auf seiner Seite dokumentiert.
Steve Gottliebs Beobachtungen
So nun was ist mit 100-180x Vergrößerung mit 16 Zoll und einem UHC und OIII-Filter zu sehen. Ich nahm mir das Objekt schon letzte Jahr vor versuchte den Nebelkomplex, Stück für Stück , aufs Papier zu bringen. Es ist unglaublich schwierig die vielen Details und Filamentstruktur auf dem Papier festzuhalten. Die Hauptnebel hatte ich jeweils in 4 Zeichnungen aufgeteilt und verband sie dann in einer Reinzeichnung, Nach den Hauptnebeln versuchte ich dann die kleinen unscheinbaren alphabetisierten Objekte zu sichten und zu zeichnen.
Was braucht man dazu??
- Erstmal viel Geduld ......
- Viele klare Nächte!! Meine Nächte waren nie schlechter wie 6m5!! Maximal 7m+ auf der EWS
- Mutige Vergrößerungen von 90-180x versuchen, um die filamentären Details wahrzunehmen
- Gutes Kartenmaterial von dieser Region
- Einen UHC Filter und OIII Filter
- Einen guten OIII FIlter! Ich habe deutlche Unterschiede z.B. vom Astronomic Filter und meinem Lumiconfilter. Für die Zeichnungen wählte ich den Lumicon, der meiner Meinung nach den besten Kontrast bietet.
- Viel Zeichenpapier, falls ihr Lust habt das gleiche zu versuchen...
Wie ging ich zeichnerisch vor?
Es gibt natürlich schon Kollegen, die sich diesem Thema angenommen haben!! Hier meine favorisierte Auswahl:
Schon mit einem großen Fernglas ist der Komplex eine Wucht. MIt 2 x 125mm hat Uwe Glahn den Komplex aufs Papier gebracht.
Zur Zeichnung von Uwe Glahn
Martin Schönball versuchte und zeichnete den Komplex genial mit 10 Zoll
Zur Zeichnung von Martin Schönball
Mein Vorbild ist die Zeichnung von Rainer Mannoff!! Er hat es geschafft, sogar den ganzen Komplex per PC-Programm auf ein Bild zu zaubern!! Für mich eine absolute Referenzzeichnung.
Zur Zeichnung von Rainer Mannoff
Meine Zeichnungen wurden zu keinem Panorama zusammengefügt. Ich fange mit den Hauptnebeln an und gehe dann die Komponenten alphabetisch nach unten.Alle Zeichnungen sind von mir in der Reinzeichnung eingenordet worden. So ist der Vergleich zu den Fotos einfacher.
Ich hab die für mich visuell wichtigsten Sterne eingezeichnet!! Es war für mich eine Erleichterung für die spätere Reinzeichnung. Die Zeichnung in eine fertige Guidekarte einzuzeichnen, war mir persöhnlich zu aufwendig!!
Wichtig ist das du dein Display auf meinen Graukeil einstellst. Die ersten drei dunkeln Graustufen sollten gut zu unterscheiden sein.
NGC 6960
NGC 6960 mit OIII Lumicon
Erstmal, dieses Objekt war bei mir das schwierigste Zeichenobjekt! Die 4 Skizzen zu einer Reinzeichnung zu vollbringen, kostete mich den letzten Nerv! Die Form ist einfach nicht hinzukriegen. Der obere Teil kommt so lala hin, der untere Teil ist mir bei 4 Reinzeichnungen nie zufiriedenstellend gelungen!
Der Beginn einer jeden Cirrusbeobachtug beginnt immer mit dem sichtbaren hellen Stern 52 Cygni. Dann den Filterschieber mit einem OIII-Filter drüberschieben und Wow!!!!!
Der nördliche spitze Teil beginnt quasi mit einem Vordergrundstern und wird an einer leichten südöstlichen Biegung breiter. Der Nebel wird breiter. Die Ränder scheinen dort heller, wie der innere Teil. Ich überzeichne Diesen ein wenig! An einem Nebelauswurf nach NO, biegt der Nebel wieder nach Süden ab und wird wieder dünner und endet beim hellen großen sichtbaren Stern. Von da verbreitert sich der Nebel wieder langsam und läuft nach Süden in 2 Hauptarme aus. Die sind verschieden hell, filamentär durchzogen.
Östlich vom oberen schmalen Teil des des Sturmvogels kann ich noch eine dünne Nebelkante schwach sichten. Außerdem am unteren östlichen Arm ist ein schmales Nebelband oberhalb zwei helleren Sternen sichtbar. Am Endes des Nordostarms sind schwache Strukturen oder ein Glimmen sichtbar.
NGC 6692, 6695, IC 1340
Der hellste Nebel des Cirruskomplexes ist für mich auch das Highlight. Die Wabenstruktur ist dort am besten zu sehen. Der obere Teil ist am hellsten und endet an einer Spitze, die nach Osten zeigt. Danach setzt sich der Nebel ein wenig ab, um dann zu NGC 6995 überzugehen. Es folgt ein relativ helles, rechteckiges Nebelsegment. Danach ist die südliche, wabige Ausbuchtung zu sehen. Die nördliche davon, ist ein wenig heller, dünnrandiger wie IC 1340, der südliche Teil von NGC 6995. Bei höherer Vergrößerung sind Unmengen von Details, knotigen Aufhellungen sichtbar. Auch nach unten zeigt sich eine Nebelkante Richtung Süden zu einem Stern. Auch daneben scheint es noch schwach zu klimmen....
Pickerings Triangulars Whisp oder Simeis 3-188
Bei sehr guten Bedingungen sollte man sich an das "Mittelteil" rannwagen. Den hatte ich schon letztes Jahr auf der Bielerhöhe beobachtert und skizziert. Dieses Jahr versuchte ich dann bei ähnlichen Bedingungen auf der EWS den unteren Teil zu bekommen.
Der Nebel besteht aus einem oberen Teil, der vom Hauptnebel abgesetzt scheint. im Okular erscheint er schwächer, wie der folgende südliche Teil. Weiter südlich erscheint dann die helle größere, dreieckige, nach Süden spitz zulaufende Nebelstruktur. Der Mittelteil sieht aus, als hätte man ein Band unter Spannung mehrfach um sich gedreht. Er ist für mich der hellste Teil!
Der südliche Teil,"The Thin Thread" ist nur sehr schwach zu sehen. Ich sehe da nur den Ansatz!!
NGC 6974 und NGC 6979
Diese zwei NGC`s sind am oberen, östlichen Teil des Pickeringnebel zu finden. Im Foto ist dieser Teil kompliziert, filamentär aufgeteilt. Das kommt visuell bei diesem Teil nicht heraus. Westlich ist das unten beschriebene Komponent F zu sehen. Weiter östlich ist der obere Teil NGC 6979 zu sehen. Es besteht aus einem nach Süosten, gebogenen, schmalen Nebel, der sich am Ende wieder Richtung Süden neigt. Dann südlich davon ein rechteckiger Nebel, der am östlich Teil heller zu sein scheint. Hier handelt es ich um NGC 6974.
Der Cirrus Südbogen oder Komponente A
Die Beobachtungsbedingungen waren in jener Nacht erstklassig! die GG belief sich bei indirekten 6m8!
Das südliche Filament wird relativ wenig beobachtet, da es ziemlich südlich von den Hauptnebeln abgesetzt, zu finden ist!. Ich hätte es eigentlich auch vergessen, jedoch brachte mich Reiner Vogel`s Beobachtungen auf diesen südlichsten Teil des Cirrusnebels. Man orientiert sich an einem hellen Stern, dem HD 198976. Dieser Stern ist um die 6m5 und ist im Sucher bereits auffällig zu sehen. Es ist der hellste und auffälligste Stern in dieser Region. Wenn man diesen Stern mit einem OIII Filter einstellt, ist oberhalb und vor allem um diesen Stern eine neblige Struktur zu erkennen. Oberhalb des hellen Sterns ist der Nebel abgesetzt. Auch weiter oberhalb ist ein schwaches glimmen zu sehen. Da kann ich jedoch nichts weiter erkennen. Der Nebel geht dann zunächst von Nord nach Süd und biegt dann schwächer und bauchiger werdend in Richtung Nordwesten ab. Ein sichtbarer Knick verläuft dann wieder an einem etwas helleren Stern Richtung Süden. Danach läuft der Nebel diffus aus! Mit größerer Öffnung muß es laut Reiner Vogel noch weiter südlich weitergehen. Ich kann da aber bei bestem Willen nichts erkennen.
Komponentet B
Die Komponente B liegt weiter nördlich, Richtung NGC 6960. Er ist schwer zu erkennen. Es hndelte sich um einen schwachen kleinen Fetzen, der an der östliche Seite heller zu sein scheint...
Komponente C & D
DIe Komponente C & D sind unter dem Hauptnebel NGC 6960 zu finden. Die Komponente C kann ich mit 100x und OIII schwach sehen. Das obere Teil ist Nordost-Nordwestlich elongiert. Oberhalb ist ein schwaches Glimmen ohne Details zu beobachten. Das untere Teil zieht sich schwach von Nord nach Süd.
Die Komponente D ist ebenfalls schwach und besteht aus mehreren Nebelfetzen. Zwei kleinere erkenne ich oberhalb einer wieder Nordost-Nordwestlich elongierten Nebelstreifens, der sich noch schwächer diffus nach Süden hin ausläuft.
Nördlich, oberhalb dieser kleinen Nebelgruppe kann ich noch einen kleinen schwachen Fetzen ausmachen. Er zieht sich von Ost nach West, an einem Stern beginnend.
Komponente E
Die Komponente E ist am oberen Teil vom Pickeringnebel, Richtung NGC 6960 zu finden. Ich kann mit 134x einen länglichen, bauchigen, linsenförmigen Nebel erkennen, deren Enden schmale Ohren zu haben scheinen. Er zieht sich von NW nach NO. Er ist an den äußeren Bereichen ein wenig heller. Zwei Vordergrundsterne sind nördlich im Nebel zu erkennen.
Komponente F
Die Komponente F ist westlich von NGC 6979. Der schmale Steifen ist relativ hell und NO-NW elongirt. Östlich ist ein Stern sichtbar im Okular.
Die Komponenten G
hab ich noch nicht beobachtet
Komponente H
sieht sehr interessant aus. Zu finden ist dieser kleiner Nebelfetzen südlich Richtung Südbogen. Mit 100x sieht man ein kleines Dreieck, das nach Norden hin spitz zuläuft. Der Nebel scheint mit knotigen Aufhellungen oder schwache Vordergrundsternen durchsetzt zu sein. Ich überzeichne siese knotigen Aufhellungen ein wenig. Mit dem OIII schwer zu beurteilen. Südöstlich ist abgesetzt, ein Stern oder Knoten zu sehen. Unsichere Beobachtung! Ich zeichne es zum besseren Vergleich ein.
Komponente I & J
Die Komponenten I & J sind am südlichen Ende vom Pickeringnebel zu finden. Ein lohnender überraschender Anblick! Ich sehe mehr Details, wie ich vermutete. Vor allem die Komponente I.
Die Komonente I ist relativ leicht zu finden. Eine Nebelkante zieht zwischen 2 Sterne hindurch. Der Südliche Teil scheint nach Südwest abzubiegen.
Die Komponente J dagegen ist kleiner und schwächer. Südlich sind scheinbar 2 kleine Vordergrundsterne sichtbar. Begrenzt ist er durch einen östlich, sichtbaren, schwachen Stern, der im UHC Filter sichtbar ist. Im OIII verschwinden fast alle beschriebenen Sterne. Ein Hauch von Nebel der nur indirekt von den 2 Sternen nach Westen und nach Norden zu ziehen scheint! Puhh, sehr optimistische Beobachtung und Zeichnung..
So das wars!!! Mein Ziel war es, das wer immer das auch lesen sollte, beim nächsten Beobachten einen Stift zur Hand nimmt und versucht das Gesehene zu zeichnen!!
Außerdem hoffe ich das ihr beim nächsten Abstecher zum Cirrusnebel, euch mal Zeit nehmt und das Objekt im Okular richtig betrachtet. Versucht die Details zu sehen und vergrößert die Nebelausschnitte und fahrt es mal in aller Ruhe ab.
Für mich war es ein unvergeßliches Beobachtungserlebnis.....