04.09.- 08.09.2021 Vom Almbergtreff 2021 zur Hohen Dirn
Blick nach Süd vom Almberg
Mein Astroreise war dieses Jahr schon für September terminiert, ohne ein festes Ziel zu haben.
Ausschlaggebend zur Zielfindung war wieder einmal das Wetter. Nach der 7 Tage Vorhersage blieb mir nur die Auswahl nach Osten übrig. Nach eifriger Suche bin ich auf den bekannten Sternpark Hohe Dirn gestoßen. Ein 1100m hoher Berggipfel mit ähnlicher Voraussetzung wie unser Stammplatz in der Hohen Adelegg: Voralpen, sattelähnliche Struktur und etwa die gleichen Höhenmeter. Als kleiner Zwischenstopp bot sich zudem noch eine Nacht auf dem Almbergtreffen an. Alte und neue Bekannte treffen nach 2 Jahren DSM Pause. Ein Muß!!!
Almbergtreff 21:
Weit hinter Freyung, in Tief finsteren Wälder, an der Grenze zu Tschechien, nach Mitterfirmiansreut. Den Ortsnamen mußte ich schon dreimal lesen, um ihn richtig ins Navi eingeben zu können. Aber es hat geklappt und ich bin am Samstag kurz nach 14:00 Uhr, ohne Probleme, am Treffen auf 1142m angekommen. Angekommen am Stuhlkreis von Andreas, Winni und weiteren, auf die Nacht wartenden Kollegen. Die richtige Platzwahl dauerte ein wenig, obwohl der ganze Hang bis zum Hotel runter frei war. 😊
Bergkreuz mit den größeren Lichtsammelgeräten
Wetterdaten zur Nacht:
10 Grad, 65% Lf, Seeing 2, Horizontsicht sehr getrübt und leicht bewölkt. In die Nacht hinein immer besser werdend bis zu geschätzten 6m4 im Zenit. Durchziehende Wolkenfelder gegen Mitternacht.
Erste Seeingtest am Saturn und Jupiter waren bis 600x sehr positiv. An Jupiter waren mehrere Bänder und 2 weiteren kleineren Wirbel zu erkennen. Am Vortag soll das Seeing noch besser gewesen sein.
Jedenfalls viel geredet, unterhalten und sogar etwas gezeichnet:
Mit dem OdM vom Sept.21, den planetarischen Nebel NGC6826 startete ich die Nacht. Diesen hatte ich schon mal gezeichnet, das ist aber lange her. Angefahren bin ich über Theta Cyg und hatte den PN als Sternchen (Zentralstern) mit Hof schon sichtbar im Okular. Mit sehr schöner, hellblauer Farbe, die mit steigender Vergrößerung bis 400fach noch gut wahrnehmbar, präsentierte er sich zuerst von seiner besten Seite. Leichtes, längliches Halo mit dauerhaft zu haltendem Zentralstern. Bei weiterer Vergrößerung konnten aber keine weiteren Details erkannt werden.
NGC6826 / Der Blinkende Nebel im Schwan
Als nächstes ging es wegen aufkommender Bewölkung aus Südwest, in den Zenit näheren Osthimmel zur verborgenen, versteckten Galaxie IC342. Der Zentralkern und leichte Vernebelung an der markanten Sternkette im Südwesten waren gleich erkennbar. Also gleich ein neues Zeichenblatt eingespannt und mit dem Zeichnen begonnen. Die Ausarbeitung der restlichen Strukturen wurde wegen durchziehenden Wolken unterbrochen. Weitere Ausarbeitung sollte dann 2 Tage später erfolgen.
The Hidden Galaxy / Die verborgene Gx in der Giraffe
Dann zuerst mal meinen bequemen Astrohocker geschnappt und Richtung Stuhlkreis, ein Bier trinken gegangen. Sogenannte Freundschafts- und Brauchtumspflegepflege. 😊
Dabei gab es zum Abschluss noch eine kleine Objekteinstellung von Winni am 32“ Tschuri.
M33 mit NGC604(sehr markant knubbelig), NGC891 (das Objekt des Tages) und ein sehr tief stehender Ringnebel (hatte trotzdem Tiefe!).
Nochmals Danke dafür!
Nächster Tag, neues Ziel, Hohe Dirn!
Südblick über die Kalkalpen zum Bergstock Gesäuse (leicht rechts der Mitte)
Am Sonntag ging die Reise weiter zur 1134m hoch liegenden, Hohen Dirn. Die Höhenmeter sind bei uns eigentlich nur Voralpen Landschaft, aber dort liegt das Talniveau auf 340m und ähnelt sehr den Allgäuer Alpen. Südlich befinden sich die zwei Nationalparks Kalkalpen und Gesäuse. 2 Gebiete mit sehr geringer Lichtverschmutzung.
Die erste Besichtigung war ernüchternd, Parkverbot an der ganzen Straße, bei 1000m abgeschlossene Schranke (vor Allrad Schotterweg), 2 Beobachtung untauglichen Parkplätzen, aber ein Kuhparadies mit allen Vor- und Nachteilen. Über meine Platzauswahl schweige ich diesmal lieber.
Kuhparadies Hohe Dirn mit Blick ins Ennstal
Die erste Nacht war von einer hohen Dunstschicht und durchziehender Bewölkung geprägt. Erster Seeingtest bei Saturn zeigte eine flaue, aber absolut ruhig liegende Cassini Teilung bei 800fach. Dieses ließ auf gute Seeing Voraussetzungen am Standort hoffen. Um 0Uhr packte ich am 1 Tag zusammen - kein Zeichnerwetter.
Blick zur Hohen Dirn mit abgestelltem Großen Wagen
Am 2. Tag sah es dann viel besser aus. Die Dunstschicht lag viel tiefer und der Abend war erst mal fast Wolkenfrei. Nur gegen Süd war die Horizontsicht noch etwas getrübt. Nach dem Aufbau und eintretender Dunkelheit konnte ich mit der ersten Zeichnung starten (zuerst mal OdM Objekte):
Das Katzenauge war Objekt des Monats August 2020 und wird von mir immer mit Grobpeilung und ein paar Kreisbewegungen angefahren. Jedenfalls gleich gefunden und zentriert. Der Zentralstern ist viel feiner wie bei NGC6826 und auch mit einer markanten, etwas dunklerem blau umgebenen Halo, im Übersichtokular erkennbar. Weitere Vergrößerungen bis 800x folgten und ließen mich auf eine Variante mit 400fach und der IC4677 als Beigabe als Startzeichnung festlegen.
Das Haupthalo um den Zentralstern ist kreisrund mit 2 schwächeren, feineren auslaufenden Halos in leichte Ellipsenform. IC4677 ist strukturlos nebelig.
NGC6543 / Das Katzenauge im Drachen
Als nächstes stand der Adlernebel auf der Liste. Ziel war es, die Säulen der Schöpfung zu sichten. Die Horizonttransparenz war etwas besser als in den Vortagen, aber immer noch nicht ganz ohne Cirren. Erste Sichtungsversuche der Säulen scheiterten, aber zuerst mal den Rest mit Rotlicht skizzieren und später nochmals komplett auf Dunkel adaptieren. Die Menge der Sterne und die Nebelanteile benötigten einiges an Zeit. Bei Sichtungsversuchen waren UHC, OIII und H-beta Filter von 61x bis 225x im Einsatz. Ich konnte die Säulen nicht sichten! Vielleicht doch schon zu tief?
Messier16 / Der Adlernebel ohne seine Säulen
Bei der gemachten Fotoserie konnte man später sehr schön die Cirren beobachten.
Cirrige Horizontsicht nach Süd (Einzelbild)
Nun waren die letzten Supernovae Ereignisse an der Reihe. Beginnen mit der SN2021wuf im Herkules, zwischen der NGC6500und NGC6501. Beide Galaxien zeigten einen hellen Kern mit hell nach außen laufendem Halo. Angefahren über 93Her ist die Position rasch gefunden. Die NGC6500 ist leicht länglich zur kreisrunden NGC6501 und in etwa gleich hell. Die Nova habe ich mal auf 14,5m geschätzt, gleichhell wie der Stern links von der unteren Galaxie NGC 6501. Rechts am Rand der Doppelstern Struwe2245.
NGC6500 / NGC6501 / und Supernova SN2021 wuf – Glanzlichter im Herkules
Nun ging es im Pegasus zur SN2021 in der NGC7814 Galaxie. Diese SN leuchtet schon seit Juli21 und es ist nicht sicher, ob sie noch visuell sichtbar sein wird. Nach Versuchen mit mehreren Brennweiten gab ich die SN als nichtgesehen auf. Bei späterer Recherche war zu sehen, dass sie noch photographisch nachweisbar ist, mit fast gleicher Helligkeit wie das Zentrum der GX. Schade.
Nacharbeit an der IC342 war nun angesagt. Da war am Almberg noch nicht alles zur Zufriedenheit gezeichnet. Dieses Mal war ich mit DSS und Fotos besser vorbereitet und wusste genau, wo die weiteren Spiralarme liegen müssten. Mühsam noch 3 weitere diffuse Arme bei 120x bis 225x ausarbeiten können. Meist aber nur grenznahe Wahrnehmungen mit leicht rütteln und indirektem Sehen (Zeichnung ist weiter vorne eingestellt).
Jupiter im Geäst
Als nächste Station stand eine EdgeOn Gx im Peg auf der Liste. Mit einem Zähler höher als die bekannte Deer Lick Group gings es zur NGC7332. Vom Startpunkt Lambda PEG wurde ich sehr schnell zu einem auf dem Weg liegenden GX Paar abgelenkt. Zeichnerischer Zwischenstopp bei der IC5242/IC5243 war schnell erledigt. Leichte runde Fleckchen ohne sonstigen Details nach ein paar Minuten erkenn- und skizzierbar.
IC5242 / IC5243 / zwei Wattebäusche im Pegasus
Danach weiter zur NGC7332 und deren Begleiterin NGC7339. Ein Galaxienpärchen mit länglichen Strukturen. Bei der 7332 ist ein heller Galaxienkern in einer schlanken, linsenförmigen Struktur erkennbar. Die NGC 7339 ist diffus an den Enden und ohne weitere Struktur.
NGC7332 und 7339 / zwei Linsen im Pegasus
Zum Abschluss noch der Orion über dem Ennstal.
An den Winter möchte ich aber noch nicht denken!
(Alle Nachtbilder sind Einzelbilder mit ISO1600/F1,4/10sek von 6000px Breite auf 600px skaliert)
Ein weiteres Highlight der Tour war die Besichtigung der Hohen Dirn Sternwarte von Dipl. Ing. Hans-Heinrich Wenk.
Ein Selbstbauprojekt vom Grundstein, Gebäude, Kuppel, Montierung bis zum 14“ Spiegelteleskop. Sehr detailreiche und ausführliche Führung mit Fachkompetenz von A-Z. Da blieb keine Frage offen! Nochmals Danke, Heinrich! Buchbar über https://dirn-observatory.com und sehr Empfehlenswert.
Gruß an alle
Werner_B